Dieser Text enthält Schilderungen von Gewalt. Alles, was geschieht, passiert in vertrauensvollem Einvernehmen zwischen entscheidungsfähigen Menschen. Ich verbuche das als großartige Erfahrung, aber du entscheidest selbst, ob du das lesen möchtest.
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Er hat diese Szene vorbereitet. Und er hat es verdammt gut getan. Seit Minuten krieche ich nur mit Unterwäsche und einem Lederhalsband bekleidet auf dem Fußboden herum und führe sinnfreie Aufgaben aus. Sie sind von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. An einigen kann ich mein Bedürfnis, es gut zu machen, wunderbar ausleben. An anderen scheitere ich vorhersehbar und wiederholt, bis mir der Schweiß am Rücken ausbricht.
Für jeden Fehler und jeden Misserfolg kommt er über mich, packt mich am Halsband und verzeichnet einen blauen Strich im toten Winkel meines Dekolletés. Es ist krass, wie intensiv verführerisch warm und beruhigend ich in diesen Momenten seinen Körper wahrnehme vor der demonstrativen Kulisse kühler Dominanz; wie sehr das Bedürfnis nach Nähe wächst, obwohl er offensichtlich Strafen anhäuft, die mir eher Angst machen sollen, weil ich sie später zu erdulden habe.
Aber seltsamerweise demütigt es mich nicht, vor ihm auf den Knien herumzurutschen. Und ich habe keine Angst vor der Strafe – nur eine leichte Spannung, was noch kommen mag. Obwohl er streng ist und seine Rolle durchhält, bricht er nicht mein Urvertrauen in seine Urteilskraft und Verhältnismäßigkeit. Es ist erstaunlich eine Ahnung davon zu bekommen, wie weit ich hier gehen könnte. Aber es geschähe aus Vertrauen, nicht aus Unterordnung. Selbst als er die Nippelklemmen anlegt und den Flogger für all die Striche viele Male über meinen Körper peitschen lässt, empfange ich den Schmerz eher als Geschenk denn als Strafe. Er weiß, wie ich es brauche, und er tut es ganz wunderbar genau so.
So wird gleich der Moment kommen, wo ich aufgebe, wo der Schmerz stärker wird als ich, wo ich verlieren darf und werde. Ich habe diesen Punkt oft genug erlebt; ich weiß, dass er kommt. Und es tat mir beim letzten Mal schon leid, dass wir ihn nicht ganz erreicht haben. Als er ganz kurz davor in mein Ohr flüstert: „Dein Rücken ist durch“, habe ich wieder nicht die Kraft zu sagen: „Nein, noch einmal, bitte.“
Stattdessen bin ich enttäuscht. Wie kann es sein, dass der Pseudorebell mir so eine schöne Session baut, und ich am Ende bloß das Gefühl habe zu scheitern? Scheitern beim absichtlich Verlieren – wie unfassbar armselig… Verwirrt versuche ich meine Gefühle zu sortieren. Mit mäßigem Erfolg. Mir ist unklar, ob ich von einem unerreichbaren Zustand träume, den auch die beste Szene mir nicht bescheren kann, oder ob ich inzwischen doch ein zu tief verwurzeltes Vertrauen in den Pseudorebellen habe, das mir in diesem Fall im Weg steht, egal wie überzeugend er seine Rolle spielt.
Ich schwimme ein paar Minuten in meiner Unzufriedenheit, bis ich mich aufraffe, ihm wieder unter die Augen zu treten. Es tut mir so leid, dass ich ihn jetzt nicht so aufrichtig und überschwänglich loben und mit meiner Begeisterung überhäufen kann wie sonst so oft. Und jetzt hätte er es umso mehr verdient, wo er sich an seine eigene Grenze herantastet, alles sehr geschickt vorbereitet und äußerst erfolgreich durchgezogen hat. Aber ich kann nicht über den Schatten meiner eigenen Enttäuschung springen. Ich muss etwas tun, um mir Erleichterung zu verschaffen und sage ihm, dass ich das so nicht mehr möchte. Bloß nicht wieder scheitern beim verlieren. Es fällt der grässliche Satz: „Ich nehme dir das nicht ab.“
Ich erkläre vor mich hin, das sei ja nicht schlimm, wir hätten schließlich genug andere sehr erfüllende Spielarten. Da erschlägt mich plötzlich die Genauigkeit, mit der ich erkennen kann, dass ihn das angeht. Verstehen kann ich ihn nicht. Ich habe keine Ahnung, ob das, was ich sehe, verletzte Eitelkeit aufgrund meiner Unzufriedenheit ist oder Bedauern darüber, einen angefangenen Weg nicht weiter gehen zu dürfen, oder Traurigkeit darüber, mir etwas nicht geben zu können, was ich mir so sehr wünsche. Aber ich habe diese Mundwinkel oft genug betrachtet, um das schiere Unglück darin mit aller Deutlichkeit zu erkennen. Panisch macht meine Empfindsamkeit Auto-Shutdown und der „Augen zu und durch“-Modus veranlasst mich, immer endgültiger zu erklären, dass ich das bitte nicht wieder erleben will. Ich möchte auch diese Mundwinkel nicht noch einmal übergehen müssen. Ich will weder ihn noch mich enttäuschen.
Der Drang, das Thema hinter mir zu lassen, ist so stark, dass ich es schaffe, eine geile, kleine Schlampe aus meinem aufgewühlten Inneren herauf zu beschwören. Ich gehe ihn so direkt und platt, so süß schmeichelnd, ordinär, anzüglich und banal an, dass ich mich fast sogar in der Rolle für diese schäme. Aber dem Pseudorebell scheint es zunächst zu gefallen. Dann habe ich kurz den Eindruck, als würde auch er eine wütende Abscheu gegen die Urheberin eines derartig stumpfen, klischeehaften, aber gnadenlos wirkungsvollen Auftaktes entwickeln. Vermutlich wissen wir beide, dass ich hier gerade Schmierenkomödie spiele, damit es weiter geht. Und dann habe ich keine Eindrücke mehr. Ich kann mich auch an keine Chronologie erinnern. Mein Stammhirn geht auf Autopilot.
Plötzlich habe ich eine Ohrfeige sitzen, die schmerzt, hallt und mein Gleichgewicht stört. Meine Arme versuchen automatisch meinen Kopf zu schützen, aber er reißt sie mit einer solchen Leichtigkeit weg und verpasst mir einen weiteren Schlag ins Gesicht, dass meinem Körper ganz ohne Einsicht klar wird, dass er gerade verliert – und zwar aussichtslos. Ich versuche mich einzurollen, zu schützen, wegzukommen, aber er packt mich so blitzschnell und entschlossen, wirft mich so kräftig, gezielt und rücksichtlos auf den Rücken, immobilisiert mich so gewaltsam und effizient mit den Knien auf den Oberarmen, dass ich sicher bin, dass mein Blick in diesem Moment die helle Angst und das blanke Entsetzen spricht, die mich vollständig beherrschen. Ich bin vollkommen wehrlos und ich fürchte mich.
Mein Kopf liegt unter seinem Fuß in den Teppich gedrückt, und irgendwie kriegt er es hin, Sex als Mittel der Macht wieder in die Szene aufzunehmen. Er rammt mir seinen dicken Schwanz in den Hals, sudelt damit durch mein Gesicht. „Du heulst ja“, schimpft er drohend. Ich weiß nicht wie lange schon. Wieder erwischt mich eine Ohrfeige. Er fickt mich, und er weiß, wie er mir dabei wehtun kann. Von hinten wimmere ich nur jedes Mal auf, wenn er mich stößt mit ungeahnter Gewalt. Eine Hand krallt in meine Haare, nimmt mir die verbliebene Bewegungsfreiheit, zerrt an meiner Kopfhaut und stört meine Orientierung im Raum. Die ist aber ohnehin nicht gegeben, denn er wirft mich herum, als wäre das eine Kleinigkeit. Ich fühle Schläge, die jetzt richtig weh tun. Selbst als ich versuche auszuweichen, wuchtet er mich gewaltsam zurück und setzt nach, bis ich brüllend liegen bleibe. Ich heule hilflos in den Teppich, während er mich erneut eher aufspießt als fickt, bis ich mich benutzt und entwertet fühle. Ich weiß es noch immer nicht wirklich, aber ich bin genau da, wo ich hin wollte.
Irgendwann zerrt er meinen Kopf erneut an den Haaren in sein Gesichtsfeld und sagt: „Schluss.“ Der Pseudorebell lächelt, und ich schwöre, er war noch nie schöner als in diesem Moment. Mit einem Blick bin ich in Sicherheit, werde ich von Objekt zu Subjekt, bin ich beschützt und geliebt. Ich heule nicht mehr aus Angst und Hilflosigkeit, sondern aus Rührung, aber ich kann nicht aufhören. Ich schäme mich, dass ich ihm das nicht zugetraut habe. Es tut mir leid, dass ich so wenig von mir selbst und dem, was ich möchte, verstanden habe. Aber gleichzeitig bin ich so tief empfunden dankbar, das erlebt haben zu dürfen. Ich möchte ihn umarmen und hochleben lassen, aber ich kann nur immer weiter flennen.
Und es wird nicht besser, wenn er jedes Mal, wenn ich ihn aus verheulten und verschmierten hilflos Augen ansehe, so hübsch ist und mit solchem Wohlwollen, fern aller Selbstgerechtigkeit, lächelt. Und es wird nicht besser, wenn ich mir langsam vor Augen führe, wie ich auf so eine Abfuhr reagiert hätte. Und es wird nicht besser, wenn ich sehe, dass er noch nicht einmal Stolz darüber empfindet, einfach mal gegen die Situation, gegen meine Meinung und gegen alle Erwartung dieses Kunststück vollbracht zu haben. Und es wird nicht besser, wenn ich mir vor Augen führe, was für ein unerhörtes Glück es ist, dass er sowohl über diese Klarsicht als auch über diese Tatkraft verfügt. Und es wird nicht besser, wenn ich mich auch noch trösten lasse dafür, alles verbockt zu haben und es dann von ihm habe retten lassen. Und es wird nicht besser, wenn er mich dann immer noch liebevoller als freundlich ansieht.
Deshalb sagt er „komm“ und ich krabbel auf seinen Schoß. Ich heule die ganze Zeit weiter in seinen Armen, an seiner Brust, auf seinem Schwanz, schniefend und schwitzend und schnaufend, während meine Oberschenkelmuskeln arbeiten und meine Erregungskurve steigt. Irgendwann kann ich nicht mehr. Er legt mich noch einmal rückwärts auf den Teppich, aber nur der Untergrund ist der gleiche wie vorhin. Er tut mir den Gefallen, direkt über mir zu kommen. Ich sehe ihm genau zu und bin schon wieder gerührt. Ganz langsam nehme ich wieder Form an. Mich nach dem Sex wieder einzusammeln habe ich gelernt. Geduldig hält er mich noch eine Viertelstunde lang fest, in der ich keine Worte finde und keinen Ausdruck für meine Dankbarkeit. Dann gehe ich tatsächlich nach Hause und grinse über den unmäßig kitschigen Sonnenuntergang da draußen.
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