Ich bin mittlerweile recht betrunken und klappere furchtlos auf Pumps voran in die nächstbeste Stichstraße. Ehe ich es recht begreife, endet die Gasse abrupt am Kanal. Zwei Flache Stufen führen auf einen kleinen Balkon, dahinter Wasser und auf der anderen Seite unbeleuchtete Bürohäuser. Helle Scheinwerfer von hinten provozieren schon jetzt ein Gefühl von Entdeckung und Falle, dabei ist nur am Ende der Straße noch eine Tiefgarage. „Du darfst aber keine Angst kriegen, wenn einer parken will“, raune ich dem Pseudorebell unnötigerweise zu.
Er breitet tatsächlich seinen Pulli für mich aus: „Leg dich mal hin.“ Ich strecke mich auf dem Rücken aus, zugedröhnt genug, um es weder hart noch unsicher zu finden, aber klar genug, um es ohne Anfall von Übelkeit zu genießen. Die Schuhe habe ich schon ausgezogen, der Rock ist so kurz, dass er eh nicht ins Gewicht fällt, und die dunkle Jacke darf ich zur Tarnung und als Schutz vor der Kälte anbehalten. Trotz Kleidung spüre ich seine Hände einerseits überdeutlich, andererseits verschwimmt die Szene total. Ich schalte vollkommen ab unter seinen Fingern, überlasse mich der Dunkelheit und seinen Berührungen. Nur kurz registriere ich, dass er mir den Slip auszieht und auf die Brust wirft.
Kurz darauf spüre ich den über das Wasser blaseneden Wind an meinen steil aufgerichteten nackten Beinen. Mein Becken habe ich auf den eigenen Fäusten aufgebockt, so sehr will ich mich ihm entgegen stemmen. Wahrscheinlich ist es verdammt hart an seinen Knien. Jedenfalls bittet er irgendwann: „Steh mal auf, da drüben kannst du dich festhalten.“ Folgsam kralle ich mich in das angebotene Gitter, während er mich ungestüm von hinten nimmt. Mir fehlt in diesem Moment jede Kapazität für Außenbetrachtungen, aber wenn ich im Nachhinein versuche die Szene zu visualisieren, wie wir da stehen mit hochgeschobenem Röckchen und herunter gelassenen Hosen, links grafittiüberzogener Beton, rechts das Wasser und tote Bürohäuser, fasziniert mich das Bild.
Ich weiß nicht, wie es kommt, dass ich plötzlich mit dem Rücken an seine Brust gelehnt Sterne gucke. Es erscheint mir als Abschluss für einen nächtlichen Seitenstraßenfick etwas aberwitzig. Aber so wie die Stadt gehört uns heute eben auch der Himmel. Und ich glaube, wir haben das eine ganze Zeit nach dort oben geschaut, bevor wir wieder losgezogen sind auf die Jagd.
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