Aldi-Parkplatz

Veröffentlicht 15/04/2012 von Miss Universe

Es hatte wieder das Kribbeln des Verrückten. Es war eiskalt. Es war Sonntag Abend, und die unausgesprochene Regel macht aus dem Wochenende eigentlich ein Tabu. Aber die Aussicht auf einen dieser Küsse, die man klar unter Sex einordnen muss, reichte, um das alles für eine tolle Gelegenheit zu halten und den Pseudorebell anzumorsen mit der an den Haaren herbeigezogenen Begründung, ich sei zufällig in der Nähe.

Und es klappt! Wir treffen uns auf dem verlassenen und wenn schon nicht ansprechend, dann immerhin unzureichend beleuchteten Parkplatz des nächsten Aldi-Marktes. Mit dem Rücken gedrängt an einen Pfeiler bekomme ich den gewünschten Kuss. Ich war vorher schon aufgeregt und spätestens seit er mit einem Grinsen um die Ecke kam, bin ich auch dermaßen erregt, dass es dabei nicht bleiben kann. Dieser Kuss schmeckt nach mehr.

Ich öffne meine Hose und bekomme die eiskalten Finger des Pseudorebellen zu spüren.  Er dreht mich mit dem Gesicht zur Wand und wärmt seine verfrorene Hand an der Hitze zwischen meinen Beinen. Ich muss kurz an das nicht eben angenehme, aber irgendwie beglückende Gefühl eines Heimwegs bei -3° und feuchtem Höschen denken. Der Mann weiß, wie er es mir mit seinen hübschen Fingern und kleinen Bissen in den Hals besorgen kann. Aber heute reicht das nicht.

Während ich munter den Verstand verliere, eilen seine Augen über das Parkdeck auf der Suche nach irgendeiner Erhöhung. Für einen Fick im Stehen bin ich ihm schlicht zu klein. Oh, Einkaufswagen! Halb hebt er mich, halb ziehe ich mich selbst auf die ineinander geschobenen Drahtgeflechte. Ich opfere meine Jacke als Unterlage, um nicht mit nackter Haut auf den kalten Eisenstangen zu liegen zu kommen. Und verdammt, die Hose kann da auch nicht bleiben! Einen Schuh abstreifen, ein Hosenbein ausziehen – und dann liege ich halbnackt und hilfllos auf dem Rücken auf einer Schlange Einkaufswagen.

Es ist eins dieser Bilder, von denen man ein inneres Polaroid machen will: Ich kann aufsehen zu meinen in die Luft gereckten Beinen vor seinen Schultern, eins weiß und erstaunlicherweise ohne Gänsehaut, das andere mit einem Jeansknäuel auf halb acht und buntem Turnschuh. Dazwischen der vollständig bekleidete Oberkörper des Pseudorebellen mit diesem Gesichtsausdruck, der keinen Zweifel lässt, was sein Unterleib gerade treibt. Im Hintergrund die Waschbetonwüste des Aldi-Parkplatzes im funzeligen Neonlicht.

Ich würde gerne schreiben, dass die Szene begleitet war vom rhythmisch knirschenden Geräusch von Eisen an Eisen der ineinander geschobenen Wagen, aber ich erinnere mich beim besten Willen nicht, denn in dieser Position auf den Rücken gepinnt zu werden (wahlweise auch auf Kommoden oder Esstischen), eignet sich hervorragend, um mir jegliche Weltwahrnehmung mit drei Stößen zu rauben…

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